Letztes Jahr ungefähr um die gleiche Zeit habe ich euch das Starterset der Westdeutschen zu World War III Team Yankee vorgestellt (TL;DR: Schicke Sammlung, guter Start mit ein paar Schwächen). Ein Jahr später möchte ich das gleiche mit dem neuen Set der Ostdeutschen tun…oder doch der Polen, oder der Tschechen oder der Sowjets? Dazu mehr im Artikel!
Auch wenn die aktuelle Situation in der Ukraine dem einen oder anderen die Lust an modernen Kriegsszenarien rauben mag (was absolut nachvollziehbar ist, keiner hat Lust einen echten Krieg miterleben zu müssen!), bietet besonders das fiktive Szenario von WW3 Team Yankee eine spannende Gelegenheit sich in die Situation des historischen Kalten Krieges 1985 zu versetzen, indem politische Entscheidungen zu einer Eskalation der Gewalt führten (Für einen Überblick verweise ich auf die Artikel hier (historischer Hintergrund), hier (Material) und hier (Wie man spielt)).
Hier möchte ich euch nun eines der beiden neuen Startersets des Warschauer Pakts vorstellen. Der Warschauer Pakt beinhaltet dabei Einheiten, die ihr sowohl in der sowjetischen Armee als auch bei den Ostdeutschen (DDR) den Polen oder den Tschechen finden würdet. Daher sind die Sets auch für alle vier Fraktionen als Ausgangspunkt sinnvoll. Wobei der spezielle Starter der Sowjets durch seine speziellen Einheiten auch klasse ist, aber einen ganz anderen Ansatz verfolgt.
Neben den eigentlichen Modellen enthält die Box ein komplettes A5 Regelwerk und ein Start-Here Heft, in dem kurz Bauanleitung, Werte und Punkteaufstellung und Ergänzungsvorschläge präsentiert werden. Kurz, knapp und effektiv.
Im Gegensatz zur Box der Westdeutschen sind nur begrenzt Decals im Paket vorhanden. Es befinden sich nur Zahlen (kann man nie genug haben) und die Decals für das Flugzeug im Paket. Das macht aber auch irgendwo Sinn, da sonst für alle vier Fraktionen Decal-Packs vorhanden sein müssten. (Die Decal Packs sind extra zu erwerben und schlagen in der Regel mit knapp 10€ zu Buche. Sie genügen rein für Panzer auch eine Weile)
Dafür ist ein Haufen Einheitenkarten für alle Modelle vorhanden. Hier werdet ihr also versorgt.
Die Box enthält insgesamt 18 Modelle die zum Teil in verschiedenen Varianten gebaut werden können und kostet aktuell bei Fantasywelt 81€. Sie ist Teil des neuen Releases des Warschauer Pakts zusammen mit einer auf Infanterie fokussierten Box, doch dazu ganz am Ende mehr. Das ergibt einen ordentlichen Haufen Plastik. Ich habe es gar nicht mehr richtig in die Box für ein gepacktes Bild bekommen…
Die einzelnen Gussrahmen können auf der Herstellerseite begutachtet werden, die Bilder sind dort besser. Sehr angenehm fällt auf, dass der T-72 gleichgeblieben ist, sodass alte Modelle nicht neben neuen unpassend wirken. Um die neuen Varianten abzubilden, wurde stattdessen ein Upgrade-Sprue entwickelt, der die fortgeschrittene Version des T-72B darstellt.
Auch hier empfehle ich zum Zusammenbau wieder Plastikkleber. Einzelne Resinteile für die Flugzeuge sind allerdings mit Sekundenkleber anzubringen.
Zu den Modellen in der Box. Den Anfang macht der T-72. Dieser lässt sich in den Varianten T-72B oder T-72(M) bauen. Der Unterschied zwischen T-72 und T-72M ist im Spiel und am Modell irrelevant. Es handelte sich historisch gesehen nur um die Exportversion des sowjetischen T-72 Basismodells mit leichten Modifikationen. Der T-72 war vor dem Re-Release des Warschauer Pakts ein eher ungeliebtes Kind. Teurer als sein älterer Bruder, der T-55, aber nur minimal besser ausgestattet, fristete er spieltechnisch ein Nischendasein. Mit der Variante T-72B hingegen wird die Frontpanzerung bedeutend angehoben (FA 18) und das Geschütz ist auch in der Lage Raketen auf Lange Distanz abzufeuern. Außerdem erhält der T-72B eine Reaktivpanzerung (Diese ganzen kleinen Kästen) die ihm besonders gegen Infanterie besseren Schutz bietet (Panzerung 16 gegen HEAT Waffen). Dafür kostet ein einzelner Panzer ca. 4-5 Punkte, geradezu lachhaft gegen die 17 Punkte eines EINZELNEN Leopard 2A5…
Alles in allem ein gelungenes Update sowohl optisch als auch auf dem Spieltisch.
Der zweite Kampfpanzer ist der alte, aber verlässliche T-55. Die Gussrahmen bieten dabei die Option sowohl den modernisierten T-55AM2 oder klassischen T-55 zu bauen. Beide sind für alle Fraktionen nutzbar. Historisch gesehen ist der T-55 der meistproduzierte Panzer der Geschichte und seine Varianten sind in Teilen der modernen Welt (traurigerweise) immer noch im Einsatz. In Team Yankee funktioniert er nach dem Prinzip Masse statt Klasse. Während seine Front- und Seitenpanzerung den meisten modernen Geschützen wenig bis gar nichts entgegenzusetzen hat (Was insbesondere für die Basisvariante zutrifft) und umgekehrt auch das Geschütz des T-55 sich mit der Frontpanzerung eines Abrams, Leopard 2 oder auch T-72B schwertun wird, hat er doch die Chance durch seine schiere Anzahl in die Flanken des Gegners zu kommen und dort für Zerstörung zu sorgen. Dabei hilft, dass immer mindestens 5 Panzer vom Typ T-55 aufgestellt werden müssen. Dabei kostet der einzelne T-55AM2 zwischen 2-3 Punkten, während die Basisversion T-55 sogar nur 1-2 Punkte kostet. Wenn ihr also Bock auf einen gigantischen Parkplatz voller Panzer habt, ist der T-55 eurer Ding.
Dazu gesellt sich eher unscheinbar die Scout-/Flugabwehr-/Panzerabwehr Einheit der Box. Ich schreibe das so konfus, weil ihr aus dem Gussrahmen tatsächlich alle drei Varianten Bauen könnt. Ich würde zur Flugabwehr oder Scouts tendieren. Brauchbar sind sie alle. Es bietet sich an durchaus noch eine zweite Box von diesen Fahrzeugen zu kaufen, da sie viel Unterstützungsarbeit leisten können.
Kommen wir zum luftigen Teil, also den Luftstreitkräften in der Box. Den Anfang macht der allgemein beleibte Mil-Mi24 Kampfhubschrauber. Dieses Biest hat es in sich, abgesehen von seiner enormen Größe ist die Bewaffnung mit Panzerabwehrraketen eine echte Bedrohung für alle gegnerischen Fahrzeuge. Ihr Nachteil ist dabei, dass sie aufgrund ihrer üblichen Kampftaktik (Vorwärts immer, Rückwärts nimmer) eine sehr geringe Raketenreichweite aufweist. Das Modell ist etwas tricky im Zusammenbau, aber macht einiges auf dem Tisch her.
Ein weiteres neues Modell im Arsenal des Warschauer Pakts stellt die Su-17/22 dar. Auch hier ist der Unterschied in der Nummer hauptsächlich auf Exportversionen zurückzuführen. Dieser schicke Flieger (nicht mit der Mig-21 verwechseln!) bietet Luft-Boden-Nahunterstützung die er in Form von Flächenbombardements herabregnen lässt. Seine Bomben sind dabei auch für die modernsten Kampfpanzer gefährlich, ähnlich wie beim Tornado der Westdeutschen. Der Bomber hat auch die Option auf eine Langstrecken-Panzerabwehrrakete, was ihn noch gefährlicher macht. Es bleibt der Nachteil von Jets, die jede Runde auf die 4+ testen müssen, ob sie überhaupt erscheinen. Dennoch: NATO-Spieler täten gut daran ihre Luftabwehr gegen solche Bedrohungen aufzustocken!
FAZIT:
Die Box begeistert. Sie bietet einen ordentlichen Kern an Einheiten (T-72B) die mit Einheiten der zweiten Reihe (T-55AM2) komplettiert wird. Die Unterstützungseinheiten (Gaskin AA sowie die Helikopter und Flugzeuge) ergänzen die Hauptkampfeinheiten sinnvoll. Aufstellungstechnisch kommt die Box auf 43-51 Punkte je nach Nation und Ausrüstung. Auffällig: die anderen Boxen waren auf 100 Pkt. ausgelegt. Das ist wohl auch der Grund für die zweite veröffentlichte Warsaw Pact Starter Box. Sie ist auch eine sinnvolle Ergänzung, denn man braucht eigentlich fast immer eine Infanterie Einheit im Spiel. Daher sei hier auch noch einmal kurz auf die Box hingewiesen.
Für alle Nationen (außer den Ostdeutschen) findet sich hier eine ganze Einheit Mechanisierte Infanterie, unterstützt mit den schon bekannten T-55AM2 sowie zwei weiteren Flugzeugen. Definitiv eine sinnvolle Ergänzung für Spieler des Warschauer Pakts oder der Soviets. Einzig: Wenn ihr NVA (also Ostdeutsche) spielen wollt, ist in diesem Pack die falsche Infanterie enthalten. Die Ostdeutschen haben nämlich ihre eigenen Infanterie Packs die optisch leicht abweichen.
Die Nationen des Warschauer Pakts sind eine Horden Armee, genauso wie ihre Anführer die Soviets. Daher geht der Einstieg hier etwas mehr ins Geld. Allerdings zwingt euch keiner 100 Punkte direkt zu spielen, zumal dies den Tisch auch sehr eng werden lässt. Zu Beginn spielen sich 50-60 Punkte Matches eigentlich am besten. Ich selbst bin über die 75 auch noch nicht hinaus gekommen.
Eine sinnvolle Option zur Ergänzung des vorgestellten T-72B Battalion wird im Begleitheft mit MEHR T-55, Sprandel Anti-Tank Fahrzeugen oder BMP-Scouts vorgeschlagen. Ich persönlich würde wie gesagt zu einer kleinen Infanterie Einheit oder eher mehr T-72B oder ganz anders: Einer Einheit Artillerie tendieren.
Ihr seht: Mit der Box habt ihr viele Optionen und könnt eure Nation auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs aufbauen oder erweitern. Ich habe mir die Box gegönnt um meine NVA von einer Support Einheit für meine Soviets zu einer vollen Streitmacht auszubauen. Eventuell gibt es dazu auch einmal einen kurzen Artikel.
Na, jetzt mehr Lust auf Team Yankee oder Tabletop? Wir sehen uns am Montag ab 19 Uhr oder im Discord der Tabletopgilde 😉
Euer Tobi