Jetzt ist doch schon einige Zeit vergangen, seit der hier ein neuer Tabletop Artikel entstanden ist. Nachdem heute aber etwas brandneues auf meinen Schreibtisch geflattert ist, was mich wirklich begeistert hat, dachte ich mir ich schreibe euch mal ein Review hierzu:
Es geht um die Westdeutsche Starterbox für Team Yankee:
Die Westdeutschen sind die vierte große Starterbox (nach Briten, Amerikanern und Soviets), die seit der zweiten Edition herausgekommen ist. Und mit Groß meine ich wirklich groß:
Mit 11,7cm Deckelhöhe macht die Box optisch und haptisch einiges her (bietet sich Super als Geschenk an) und das Beste ist, die Box ist nicht nur außen „Hui“ sondern innen auch wirklich vollgepackt mit Plastikgußrahmen:
Dabei sollte bemerkt werden, dass die Westdeutschen in Team Yankee die Elitetruppen der NATO darstellen. In der Regel sind die Truppen der Bundeswehr massiv in der Unterzahl gegenüber ihren Gegenspielern. Aber dazu später wenn wir auf die einzelnen Modelle eingehen. Es sei schon einmal vorweg gesagt, dass die hier enthaltenen Truppen eine Spielfertige Liste ergeben, die durchaus ein ausgeglichenes Match mit den anderen Starterboxen bieten kann.
Aber was ist noch drin in dieser Starterbox? Hat mich das Volumen schon begeistert, kommt jetzt der Grund warum man hier wirklich von einer Starterbox sprechen kann: Während andere Hersteller entweder nur beschränkte Regeln in ihre Starter packen oder umgekehrt bockelschwere Wälzer, die im Alltagsgebrauch gänzlich unnütz sind, legt Battlefront (der Hersteller) hier direkt eine A5 Softcover Version ihres sonst kostenpflichtigen Regelwerks bei. Hier fehlt nichts verglichen mit dem für knapp 20€ erhältlichen Hardcover, inklusive Index, Missionstabellen und Kurzreferenz. Einziger Wehmutstropfen: weil die Box so voll ist, kann es passieren, dass das Regelwerk ein paar kleinere Macken am Einband hat, insbesondere wenn der Paketdienst es ein paar Mal fallen lassen hat.
Aber gleich durch das Regelbuch lesen? Naja zuerst wollen ja die Modelle zusammengebaut werden. Da hilft das schön aufgemachte und aus überraschend hochwertigen Papier gedruckte „Start Here“ Heft:
Das Heft tut genau das wofür es da ist: Einen Überblick über die in der Box enthaltenen Einheiten bieten (inklusive Hintergrund), den Aufbau erklären, die Spielbare Liste darlegen und auf Regeln verweisen und nicht zuletzt bietet es eine Anleitung zur Erweiterung der Box bzw. macht Appetit auf mehr. Es ist mehr als nur ein einfaches Werbeheftchen nach dem Motto: „Kauft mehr!“ Es kombiniert sinnvoll Werbung und Information während es gleichzeitig einen hochwertigen Eindruck vermittelt.
Für alle Modelle in der Box sind weiterhin auch die Einheitenkarten (die im Heft schon einmal abgebildet wurden) enthalten. Auf Basis der Karten kann man auch ohne das Armeebuch der Westdeutschen problemlos seine Formation im beschränkten Rahmen erweitern oder umstrukturieren. Die Karten selbst sind dabei natürlich auch ein sehr hilfreiches Gimmick beim Spielen.
Nun wollt ihr vermutlich auch noch die ganzen Gussrahmen sehen. Aber da ich die bei weitem nicht so gut ablichten kann wie der Hersteller das getan hat, würde ich an dieser Stelle einfach auf die Produktwebsite verweisen.Dort sind auch detaillierte Anleitungen zum Zusammenbau Schritt für Schritt, sowie Detailansichten der Miniaturen im bemalten Zustand zu finden.
Zum Zusammenbau empfiehlt sich übrigens sowohl ein Plastikkleber als auch ein Sekundenkleber, denn einige Teile wie die Flugbases, die Panzerkommandanten und der Granatwerfer des Tornado lassen sich mit Plastikkleber nicht optimal verkleben, weil sie aus einem anderen Kunststoff sind.
Verlieren wir nun mal ein paar Worte zu den einzelnen Modellen im Kontext des Spiels:
Wie gesagt sind die Westdeutschen eine Elite Armee. Das ist gut, wenn man einen beschränkten Geldbeutel hat und gerne richtig starke Einheiten spielt. Gegen große Horden an Gegnern kommt aber so eine Elite Armee schnell ins schwimmen, da jeder Verlust ihrerseits deutlich schwerer wiegt. Verglichen mit den anderen Starter Boxen haben die Westdeutschen mit 17 Modellen im Set mehr als die Soviets (16) und weniger also die Amerikaner (18) und Briten (19 und mit 7 Kampfpanzern auch die schwerste Box) Fahrzeuge im Deal. Auffallend ist, dass die Westdeutschen keine Luftabwehr mitbringen und dafür zwei recht fragile Lufteinheiten. Das könnte zu einem recht interessantem Matchup mit den anderen Starterboxen führen. Alle Boxen bilden nämlich eine 100pkt Streitmacht, was in etwa das übliche Spiel- und Turnierformat darstellt. Kleinere Spiele um 60 oder 75 Punkte sind jedoch auch problemlos spielbar und gehen schnell von der Hand.
Die einzelnen Modelle der Westdeutschen sind dabei nicht nur ein Augenschmaus, sie können auch was. Allen voran der zweitteuerste Panzer im Spiel der Leopard 2A5. Mit 17 Punkten pro Panzer schlägt er gewaltige Lücken ins Budget. Dafür ist seine Frontpanzerung für nahezu alle zeitgenössischen Panzer undurchdringlich, nur der amerikanische M1A1HC mit seinen abgereichteren Uran Geschossen kann hier eine ernsthafte Delle rein machen.
Im Spiel wird sich euer Gegner die Zähne an der Front ausbeißen, lasst ihn jedoch nicht in die Flanke eurer Kampfkatze. Zwar ist der Leo 2A5 auch hier besser geschützt als die meisten seiner Zeitgenossen, aber das ist seine Achillesferse. Ihr bekommt 3 Stück von diesen Biestern und mehr werdet ihr vermutlich auch auf absehbare Zeit nicht benötigen.
Schön: Im Modellbausatz ist eine kurze Kanone für den Leo 2A5 enthalten, aber auch die längere Kanone für seinen Nachfolger den Leo 2A6 für den es allerdings keine Spielwerte gibt. Wem aber der Stummel nicht gefällt, kann einfach das größere Geschütz montieren.
Der zweite Main Battle Tank (MBT) ist der Vorgänger Leopard 2A4 (Im Spiel einfach als Leopard 2 betitelt). Erkennbar an den vertikalen Turmkanten und dem anders gestalteten Panzerschürzen. Der Leopard 2 hat die gleiche Kanone wie sein oben behandelter Nachfolger, wodurch er in Team Yankee die Frontpanzerung der meisten Soviet-MBT direkt durchschlägt. Bei den sogenannten Generation 3 Panzern wie dem M1A1 der Amerikaner oder dem Challenger der Briten wird das aber auch zum Glücksspiel.
In diesem Set dient der Leopard 2 als Unterstützungspanzer zu seinem großem Bruder und soll den Gegner am besten durch seine Beweglichkeit in Bedrängnis bringen. Ihr bekommt 2 davon im Set. Da der Leo 2 im Spiel mit 11 Punkten auch relativ teuer ist, solltet ihr eher eine Auswahl zwischen dem 2A5 oder dem Leopard 2(A4) treffen. Aber hey, schick ist er definitiv.
Der eine oder andere mag sich bereits gefragt haben, was es eigentlich mit dieser Panzeraufklärungseinheit auf sich hat. Bisher gab es nur Panzer, wo ist da bitte Aufklärung. Die findet sich in Form des Marder 2 Spähtrupps. Dieser besteht aus je zwei Marder 2 Schützenpanzer, die als schwere Aufklärer für die Panzertruppe dienen.
Wem der Marder 2 unbekannt ist, der braucht sich nicht wundern. In der Realität wurde die Entwicklung des Marder 2 im Lauf der 1990er eingestellt (der heute in der Bundeswehr genutzte Puma basiert auf dem Marder 2 und dem Versuchsträger Puma). Bis auf zwei Versuchsträger wurde nie ein Marder 2 in gebaut oder in Dienst gestellt.
In Team Yankee könnt ihr diese Schützenpanzer oder IFVs (Infantry Fighting Vehicle) der nächsten Generation dennoch ins Feld bringen. Und zwar mit einer 30mm oder 50mm Maschinenkanone, wobei letztere sogar die MBTs der ersten, und teilweise zweiten Generation (sprich T-55 und T-72) die vor allem bei den Soviets große Beliebtheit erfahren, bedrohen kann. Die Marder 2 sind eine interessante Auswahl, von der ihr 4 in der Box erhaltet. Das ist besonders toll, weil ihr so auch genug Marder 2 für einen Infanterietrupp erhaltet und so in eurer Armeezusammenstellung flexibler werdet. Die Karte für den Infanterietrupp ist aber leider nicht in der Box.
Friedrich der Große soll gesagt haben: „Artillerie verleiht der widerwärtigen Klopperei des Krieges etwas Würde.“ In diesem Sinne haben auch die Westdeutschen die M109G Feldhaubitzen erhalten (die ihr auch in der Variante M109GA3 wie hier abgebildet bauen und einsetzen dürft).
In Team Yankee bedroht Artillerie vornehmlich leichte Fahrzeuge und Infanterie, gegen Panzer stellt sie ein Glücksspiel dar. Mit der M109GA3 könnt ihr jedoch auch MBTs in der Seitenpanzerung gefährden. Jedoch solltet ihr bedenken, dass die Panzerung eurer Feldhaubitzen aus Papier hergestellt wurde und schon bei kritischer Betrachtung durch Maschinenkanonen oder gar Panzergeschütze in sich zusammenfällt. In der Box sind drei M109 enthalten, was eine gute Zahl ist. Wenn man Infanterie ziemlich sicher auslöschen will, kann man auch eine weitere Box Artillerie kaufen und sechs von diesen Biestern aufstellen.
Verbunden mit der vorgenannten Feldartillerie ist auch der einzelne M113 APC (Armored Personal Carrier), der hier als Artilleriebeobachter (Forward Observer) eingesetzt wird. Im Grunde vereinfacht er euch das Zielen auf gegnerische Einheiten, da ihr von ihm ausgehend für eure Artillerie Ziele auswählen dürft. Verbunden mit dem hohen Fähigkeitswert der Westdeutschen sind das ziemlich sichere Angriffswürfe.
Zum M113 ist nicht viel zu sagen: Nur mit einem MG bewaffnet und mit Aluminium Blech gepanzert hält das Teil nicht wirklich lange im Feuergefecht. Aber seine Schnelligkeit und der Kleinwaffenschutz haben den M113 zum weitverbreitetsten APC der Welt werden lassen. Auch in Team Yankee gilt, man kann nie genug von diesen Dingern haben um seine Infanterie dort hinzubringen, wo man sie braucht.
Wir kommen zu den Lufteinheiten der Box und damit zunächst zum PAH-1, einem reinen Panzerjäger, dessen HOT-Missile-System auch die neueste Generation Panzer noch effektiv bedrohen kann. In der Realität hält sich der PAH im Tiefflug hinter Baumreihen und Häusern versteckt bevor er kurz zum Angriff auftaucht und dann wieder verschwindet (Da gibt es ein tolles Bundeswehr Classix Video auf Youtube).
In Team Yankee wird das durch die nützliche „Hunter-Killer“ Regel realisiert. Bis der PAH das erste Mal geschossen hat, kann man ihn sehr gut verstecken. Da es sich bei dem Helikopter jedoch effektiv um eine Zivilmaschine handelt an die man Raketen angeschraubt hat, ist er äußerst anfällig für Bleivergiftete Luft, quasi der Inbegriff der Glaskanone. Mit der dritten Generation MBTs wurde er in Team Yankee tatsächlich eine vernünftigere Auswahl. Ich denke aber mehr als ein Geschwader, wie es hier in der Box zu finden ist, wird man nicht einsetzen.
Das letzte Modell der Box, teilt sich seine Gefechtsrolle mit dem PAH. Auch der Tornado ist der Inbegriff einer Glaskanone. Seine Waffe ist ein Minenwerfer, den er in kurzer Reichweite über feindlichen Fahrzeugen auslöst. Die Chance in Team Yankee hiermit auch einen MBT zu knacken ist dabei durch den hohen AT Wert nahezu garantiert. Vorausgesetzt der Tornado kommt in der Runde auf das Feld und wird nicht vorher von der Luftabwehr beharkt.
Die Tornados sind ein bisschen Glücksspiel, es sei denn ihr legt eure ganze Taktik auf den Einsatz der Jagdbomber aus und könnt ihre Ankunft durch die Zerstörung der gegnerischen Luftabwehr absichern. Ich persönlich liebe den Düsenjäger. Er war einer der Gründe warum mich die Westdeutschen, bzw. sogar Team Yankee, überhaupt angesprochen haben. In der Box befinden sich zwei Jets. Die Trefferwahrscheinlichkeit eurer Luftnahunterstützung erhöht sich signifikant, wenn ihr vier von ihnen einsetzt. Wenn ihr also auch Fans dieser zweistrahlige Donnervögel seid, dann empfiehlt sich hier in absehbarer Zeit eine weitere Box.
FAZIT:
Was ist also das Fazit zur „Panzeraufklärungskompanie“ als Starterbox der Westdeutschen für Team Yankee? Für 81-90€ je nach Händler ist sie auf jeden Fall ihren Preis wert. Das kleinformatige Regelwerk ist überaus praktisch und die Modelle in der Box sind alle äußerst schick. Die Zusammenstellung ist etwas ungewöhnlich. Bei 100 Punkten nur 5 Panzer mitzuführen wirkt etwas befremdlich, ist aber innerhalb der Team Yankee 2.0 Starterboxen normal. Außerdem ist der Leo 2A5 extrem resilient und der Marder 2 mit seiner 50mm Kanone auch eine echte Bedrohung.
Für weiterführende Spiele würde ich dennoch für eine Entscheidung zwischen den Leo 2A5 und seinem älteren Bruder Leo 2 befürworten. Zusammen kosten die 5 Panzer viel zu viele Punkte (73 an der Zahl) und der Mangel an Luftabwehr wird schnell sichtbar. Neben einer Batterie (2-6) Gepard Flakpanzer und einem Infanteriezug (Bspw. dem Fuchs Aufklärungszug) bekommt man für die 22 Punkte der Leopard 2 bspw. auch noch 4 Leopard 1 Panzer und kann eine Marder 2 Einheit mit der größeren Kanone ausstatten.