Spielbericht: Team Yankee
Die Quarantäne bringt einen dazu Dinge zu tun, die einem sonst umständlich, unnötig oder schlicht langweilig erscheinen. So jetzt auch bei mir: Da sich meine Frau standhaft weigerte mit mir ein Spiel zu wagen, habe ich kurzerhand ein Team Yankee Spiel allein ausgetragen. Meine Frau wurde dennoch zum Würfelwerfen abgestellt (Es gibt kein Entkommen!) und hat ihre Aufgabe mit Bravour gemeistert.
Hintergrund der Sache war ursprünglich, dass ich mein über die Wochen gebasteltes und zusammengestelltes Gelände einmal testen wollte, um zu sehen ob die Spielplatte 1) gut aussieht und 2) auch spielbar ist. Da aber alle Theorie nun mal grau ist, habe ich mich kurzum entschlossen, einfach ein Spiel im Solo-Modus zu machen, also beide Seiten gleichzeitig zu spielen. Zum Spielen musste unser Fußboden herhalten, da mir ein passender Aufsatz für den Couchtisch noch fehlt.
Mein Tisch hat mittlerweile schon einen relativ urbanen Touch. Hier und da könnte noch eine Waldbase hin und das ein oder andere Feld wären noch gut. Aber man sieht einigermaßen wo ich hin will.
Die beiden Kampfgruppen die gegeneinander antraten:
Beide Truppen kosten genau 50 Punkte, damit ist das Spiel ausgeglichen. (zur Einschätzung: ein M1 Abrams kostet 8 Punkte und ein T-64 ungefähr 4-5 Punkte)
Die Mission war „Encounter“. Dabei treffen die Aufklärungseinheiten beider Kontingente aufeinander und müssen erst Unterstützung anfordern, während sie versuchen den Gegner unter Druck zu setzen. Um das darzustellen werden 40% der aufgestellten Punktekosten in Reserve gehalten. Erst ab der dritten Runde wird gewürfelt, ob eine Einheit aus der Reserve eintrifft, und diese kann an einer zufälligen Stelle des Spielfeldrands eintreffen. Die Soviets waren Angreifer und damit als erstes dran.
Da der Startspieler keine Helikopter auf dem Spielfeld haben darf, war für die Soviet Seite schnell klar, dass die Hinds und die kleinere Panzer Einheit (drei Fahrzeuge) in Reserve bleibt.
Die Amerikaner stellten ihre schweren Panzer zurück, wodurch wirklich der Charakter einer leichten Vorauseinheit erweckt wurde. Außerdem blieben die UH-1 Helikopter mitsamt Infanterie noch in Wartebereitschaft, um in ihrem Zug 1 erst das Spielfeld zu betreten.
Beide Seiten legten Ziele auf dem Spielfeld fest. Das Spiel endet, wenn eine Fraktion ihren Zug im Besitz eines eigenen Zielmarkers beginnt. Das heißt eine ihrer Einheiten muss innerhalb von 4 Zoll (ca. 10cm) um einen Zielmarker sein.
Die beiden Deutschland Flaggen markieren dabei die Ziele der Amerikaner, während der einzelne Panzer an der Ecke rechts und der abgestürzte Helikopter in der oberen rechten Ecke die Soviet Einsatzziele darstellen.
Die Soviets stellten sich dabei relativ aggressiv mittels ihrer Scouts auf, um früh Druck auf die gegnerischen Missionsziele auszuüben.
Die Amerikaner nutzten dagegen die Wälder und Baumreihen um ihre Raketenpanzer, Hubschrauber und Luftabwehr vor frühzeitigem Beschuss zu schützen.
Den Helikoptern reicht dabei insbesondere die Regel „Hunter-Killer“ zum Vorteil, durch die diese auch von Gelände profitieren können, was Hubschraubern und Flugzeugen in Team Yankee sonst verwehrt ist. Jetzt ist aber Zeit für etwas Action!
Zug 1 Soviets
Wie geplant sollten die Soviets schnell Druck aufbauen und die nur schwach gepanzerten gegnerischen Fahrzeuge schnell kampfunfähig machen. Dazu musste man den Gegner aber erst einmal sehen. So fuhren die T-64 auf den Parkplatz und deckten die Scouts auf der anderen Seite des Flusses mit Feuer ein. Leider waren die Amerikaner zu gut getarnt und keiner der Schüsse traf. Die BMPs lösten sich von der Panzerkompanie und jagten die Scout Sektion auf der anderen Seite des Feldes. Im Gegensatz zu ihren Genossen konnten sie einen M901 ITV derart mit ihrer Maschinenkanone eindecken, dass die amerikanische Crew sich entschloss auszusteigen (Bailed Out). Bei einem „Bail Out“ ist das Fahrzeug quasi angeschossen, aber nicht zerstört. Das Fahrzeug muss zu Beginn der Runde prüfen, ob sie weitermachen können, oder weiterhin kampfunfähig bleiben.
Zug 1 Amerikaner
Das etwas verwackelte Bild stellt ein angemessenes Bild der amerikanischen Situation dar. Der Druck der Soviets war gut spürbar. Mit den schweren Panzern vor der Haustür, musste gehandelt werden. Zunächst musste aber der „Bail-Out“ des Raketenpanzers geprüft werden, doch die Kollegen waren durch den Beschuss der BMPs so verschreckt, dass sie auf keinen Fall zurück in ihr Fahrzeug wollten, zu allem Überfluss überredeten sie sogar ihre Kollegen im M113 Scout sich auf die Heimreise zu begeben. Dazu erklärend: Wenn eine gepanzerte Einheit unter 2 Fahrzeuge fällt (zerstört oder ausgestiegen) muss sie ihre Moral prüfen, schafft sie den Test nicht, zieht sich das verbleibende Fahrzeug zurück, alle anderen Fahrzeuge der Einheit werden zerstört. Von dieser Flanke aus konnten die Soviets nicht weiter angegriffen werden. Um den Druck auf das Missionsziel zu mindern, entschieden sich die Amerikaner zu einer gewagten Gegenoffensive. Die UH-1 Huey Helis betraten das Spielfeld und bewegten sich hinter die feindlichen Linien in die Nähe eines Einsatzzieles (unten rechts). Dort landeten sie um im nächsten Zug die Infanterie auszuladen. Gefährlich war das vor allem, weil die Helikopter im gelandeten Zustand sehr anfällig für Beschuss sind und außerdem sofort starten müssen, sollte sich eine Feindeinheit näher als 8 Zoll an sie heranbewegen.
Geschossen wurde auch. Während ein amerikanischer M109 ITV jedoch im Wald stecken blieb, überzeugte der andere eine T-64 Crew zum aussteigen (Bailed Out). Die Cobras stiegen hinter dem Waldstück auf um ihre TOW-Raketen ebenso auf die T-64 zu feuern. Zwar versuchten die Shilkas die Giftschlangen vom Himmel zu holen, aber bis auf einige Lackkratzer blieben die Helis unbeschädigt. Im Gegenzug ging ein Feindpanzer in Flammen auf und ein weiterer stieg aus. Mit nur noch einem intakten Panzer war die sowjetische Panzerkompanie jetzt ernsthaft gefährdet.
Zug 2 Soviets
Was auch immer die sovietische Truppen zu einer solchen Tollkühnheit bewegte (vielleicht Vokda? Wir werden es nie erfahren!), aber beide ausgestiegenen Panzer setzten sich sogleich wieder in Bewegung. Gemäß der Doktrin rückten die Fahrzeuge weiter vor und eröffneten das Feuer auf die Scout Sektion in der nahen Baumreihe. Wenig überraschend ging der M901 in Flammen auf. Zwar können Helikopter keine Ziele einnehmen, aber Infanterie in der Nähe des Missionsziels, innerhalb von Gebäuden ist kein Spaß, daher mussten die Soviets auf den amerikanischen Vorstoß reagiern. Die Frage war nur wie? Die gegnerischen Helis aufscheuchen und so die Landung verhindern(wodurch allerdings weniger Einheiten das Feuer eröffnen könnten), oder lieber direkt darauf feuern und die Einheit möglicherweise komplett ausschalten? Der Kommandopanzer der Soviets dachte nicht lange nach und feuerte, aber seine Panzergranate flog an der Hülle des Hubschraubers vorbei. Die BMPs waren um eine Kurve in den Wohnblock gefahren um ebenso das Feuer zu eröffnen, doch ihre Maschinenkanonen waren nach der raschen Fahrt nicht ausreichend stabilisiert, sodass zwar einige Löcher in der Verkleidung der UH-1 entstanden, aber die Crew und Soldaten unverletzt blieben.
Zug 2 Amerikaner
Auch die zweite Scout Sektion beschloss den Kampf gegen den Stolz sovietischer Panzerhersteller vorerst nicht weiterzuführen und nahm die Beine in die Hand. Die Airborne Ranger führten davon unbeeindruckt den Plan aus und stürmten aus den Helis in die nahen Gebäude, während ihnen die Kugeln um die Ohren pfiffen.
In dieser Position waren sie vor dem Panzer einigermaßen geschützt und konnten ihrerseits ihre LAW Panzerabwehrraketen gegen die BMPs einsetzen. Einer der beiden russischen Scout Panzer ging auch umgehend in Flammen auf. Gegen den T-64 würde die amerikanische Infanterie jedoch nichts ausrichten können.
Die UH-1 starteten derweil und versuchten mithilfe ihrer Maschinengewehre die ZSU-34 Shilka zu behaken, was jedoch nicht gelang.
Um den Soviets nicht das Missionsziel zu überlassen, zog sich der amerikanische Kommandant zum Einsatzziel zurück. Es war jedoch klar, dass er allein den T-64 nichts entgegen setzen könnte.
Zug 3 Soviets und Amerikaner:
Die Soviets erhielten keine Reserven, allerdings standen sie auch bereits kurz vor dem Sieg, daher schien das nicht problematisch. Zwar zog sich der zweite Aufklärungs-BMP vor den Bazookas der amerikanischen Infanterie zurück, durch die Präsenz des russischen Kommandopanzers war das gegnerische Ziel aber geschützt. Die T-64 Panzerkompanie entschloss sich daher zu einem direkten Vorstoß, umzingelte den amerikanischen Kommandowagen und schoss erst diesen und dann noch eines der Luftabwehrfahrzeuge in Stücke.
Die Amerikaner hätten schon ein Wunder gebraucht, um sich hiervon zu erholen...daher habe ich auch kein Bild vom dritten Zug der Amerikaner geschossen. Ein Fehler wie sich herausstellte.
Es begann damit, dass das VADS (Flugabwehrgeschütz, links im Bild) seinen Moraltest bestand und nicht floh. Der ständig im Wald stecken gebliebene ITV überwand die Wurzeln und konnte sich in Schussposition bringen, die Cobras überstanden ihrerseits eine weitere Salve Flugabwehrfeuer und gemeinsam zerschossen Hubschrauber und ITV zwei der T-64 die das Einsatzziel bedrohten. Ein einzelner Panzer konnte das Missionsziel nicht einnehmen (Einheiten die Moral testen müssen, können keine Ziele einnehmen), schlimmer noch der T-64 musste testen, ob die Kompanie überhaupt weiter kämpfen wollte. Auf einen Schlag hatte sich das Spiel gedreht und die Amerikaner waren im Vorteil.
Zug 4 Soviets
Das Schicksal schlug scheinbar zurück. Der verbliebene T-64 suchte das Weite. Durch den Verlust der gesamten Panzerkompanie waren die Soviets mit einem Schlag ihrer Offensivfähigkeit beraubt. Daher war es gut, dass eine ihrer beiden Reserveeinheiten nun auf dem Feld erschien. Leider hatten diese wohl eine falsche Abzweigung genommen haben, denn sie kam auf der anderen Seite des Schlachtfelds an. Nicht so schlimm, da war ja auch noch ein Missionsziel und je näher man an den gegnerischen Helikoptern dran war, desto weniger konnten sie einem Schaden (die TOW Raketen der ITV und Cobra haben eine Mindestreichweite von 8 Zoll/20cm). Also „Bahn frei – Dawai Dawai!“ Die kleinere T-64 Kompanie raste über das Grasland. Um die Cobras stärker unter Druck zu setzen, positionierten sich die Shilkas ein wenig um. Vor den UH-1 hatten sie nur wenig Angst. Das Feuer des Kommandopanzers in das besetzte Haus blieb auch weiterhin ohne Effekt.
Zug 4 Amerikaner
Auch die Reserven der Amerikaner erreichten in diesem Zug das Schlachtfeld. Ihr Vorteil war jedoch, dass sie mit einem Schlag direkt 24 Punkte auf den Tisch brachten, während die Soviets mit der gleichen Menge an Panzern nur 13 Punkte erhalten hatten. Der Qualitätsunterschied zwischen M1 Abrams und T-64 sollte sich schnell zeigen.
Die amerikanischen Panzer tauchten auf der gleichen Seite wie die Soviets auf und wie die Helden als die sich die Amerikaner so gern sehen stürzten sie sich in die Schlacht. Die Feuerkraft der M1 zerstörte direkt zwei der T-64 auf der anderen Straßenseite. Die Cobras erledigten dann den dritten. Einer der Hubschrauber musste jedoch notlanden (sprich wurde abgeschossen) als ihn das Flugabwehrfeuer der Soviets traf. Die Cobras hatten allerdings bereits so viel ausgehalten, dass irgendwann einfach mit Verlusten zu rechnen war.
Der verbliebene ITV schaffte es sogar noch eine der Shilkas zu zerstören, wodurch die Soviets nun jede Runde testen mussten, ob sich ihr Battalion nicht komplett zurückzieht.
Zug 5 Soviets
Glücklicherweise bestand der letzte Shilka seinen Moraltest, sodass der sovietische Rückzug vorerst verhindert wurde. Umgekehrt traf jetzt auch die Luftunterstützung der Roten Armee ein und nahm direkt die schweren amerikanischen Panzer aufs Korn.
Die Mil Mi-24 Hind sind extrem robuste Helikopter und die verbliebene Luftabwehr der Amerikaner konnte die Zerstörung eines Abrams Panzers nicht verhindern. Dennoch die Lage blieb prekär für die Soviets.
Zug 5 Amerikaner
Egal was die feindlichen Helikopter tun würden, es war klar, das mit dem Verlust einer weiteren Shilka oder des Kommandopanzers die Soviets zum Rückzug gezwungen wären (Eine Formation die nicht mindestens zwei Einheiten auf dem Feld hat zieht sich zurück). Daher preschten die Abrams über den Fluss in die Stadt, konnten dadurch allerdings nicht feuern. Der verbliebene Cobra versuchte eine der Hinds zu beschädigen, konnte jedoch keinen Schaden verursachen. Überraschend zwangen die UH-1 nun den letzten Shilka zum Ausstieg (Bailed Out). Ein weiterer Test der sovietischen Moral. Früher oder später mussten die Soviets brechen, es blieb nur zu hoffen, dass dies vor den Amerikanern geschah, da ihre Einheiten auch bereits stark angeschlagen waren. Gerade die Hinds konnten noch eine Bedrohung darstellen. Alles hing von den Tests zu Beginn der nächsten Runde ab.
Soviets Zug 6 und Ende
Langer Rede kurzer Sinn, der Shilka stieg zwar wieder ein, aber die Besatzung beschloss, dass es zu gefährlich war in der Nähe der Abrams Panzer zu stehen und zog sich komplett vom Schlachtfeld zurück (Remount geschafft, aber Moral verhauen). Damit mussten sich die Soviets zurückziehen und der Sieg ging an die Amerikaner.
Das Spiel war äußerst abwechslungsreich und machte auch allein ordentlich Laune. Mit einem/er Mitspieler/in ist es natürlich schöner, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. Eventuell bekomm ich ja meine Frau nochmal motiviert :-P
Mir sind auch bereits einige Regelfehler aufgefallen, die im im Spielfluss einfach passiert sind. Wer sie findet darf sie gerne behalten, den Spaß haben die nicht getrübt.
Was mir sehr gut gefallen hat war, dass ich das Gefühl hatte, dass jede meiner Entscheidungen Gewicht hatte. Im Nachhinein hätte ich vielleicht als Soviet die Hinds anstelle der Panzer mit der ersten Reserve aufgestellt. Auf der anderen Seite war der Einsatz der UH-1 direkt zu Beginn ein wirklich gefährliches Wagnis, das so vielleicht kein zweites Mal klappt. Außerdem hätte ich die amerikanischen Ziele weiter auseinander platzieren sollen, um den Amerikanern eine Alternative Angriffsroute zu bieten.
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Beste Grüße
euer Durian Khaar